Abnehmen trotz Schilddrüsenunterfunktion

Eva Marbach
Projekt
  

Abnehmen bei Schilddrüsenunterfunktion

Wenn jemand behauptet, sein erhebliches Übergewicht käme von den "Drüsen", wird derjenige meistens nur belächelt. Die Aussage mit den Drüsen wird als faule Ausrede betrachtet.

Doch es gibt eine Menge Menschen, bei denen trägt eine Unterfunktion der Schilddrüse tatsächlich dazu bei, dass sie stärker zunehmen als andere.

Vor allem Frauen ab 40 leiden oft unter einer Schilddrüsenunterfunktion, etwa ein Viertel dieser Frauen sind davon betroffen. Aber auch Männer und jüngere Frauen können eine Schilddrüsenunterfunktion haben.

Die Schilddrüsen-Hormone regulieren die Aktivität des Stoffwechsels. Je mehr dieser Hormone im Blut zirkulieren, desto aktiver ist der Stoffwechsel - grob betrachtet.

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion erhalten die Körperzellen zu wenig Schilddrüsenhormone. Daher wird die Stoffwechselaktivität heruntergeregelt. Unter anderem betrifft das den Grundumsatz, der dadurch sinkt.

Mit einem erniedrigten Grundumsatz braucht man weniger Nahrung, um das Gewicht zu halten.

Wenn man also genau so viel isst wie ohne die Schilddrüsenunterfunktion, nimmt man unweigerlich zu.

Schilddrüsenunterfunktion verdammt nicht zum Übergewicht

Viele der Betroffenen sind überzeugt, dass sie gegen ihr Übergewicht keine Chance haben, wegen der Schilddrüsenunterfunktion. So als wäre der Abnehmmechanismus total blockiert.

Die Praxis zeigt ihnen auch immer wieder, dass ihre Überzeugung stimmt, denn nach jeder strengen Diät, bei der sie mühsam ein paar Pfund weg gehungert haben, nehmen sie sofort wieder zu und wiegen mehr als zuvor.

Diese Probleme haben aber auch Menschen ohne Schilddrüsenunterfunktion, vor allem jenseits der 30 und noch mehr jenseits der 40. Mit jedem Lebensjahr fällt das Abnehmen schwerer, weil der Grundumsatz sinkt - meist wegen schrumpfender Muskeln.

Strenge Diäten verschlimmern die Situation, denn durch den Hungerstoffwechsel wird der Grundumsatz noch mehr verringert und man kommt mit immer weniger Nahrung aus.

Für Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion sind all diese natürlichen Regeln des Körpers nicht außer Kraft gesetzt. Die Regeln gelten füs sie ganz genau so.

Der Unterschied zwischen Menschen mit und ohne Schilddrüsenunterfunktion liegt darin, dass bei denen mit Schilddrüsenunterfunktion der Grundumsatz noch stärker abgesenkt ist. Sie brauchen also noch etwas weniger Kalorien, um das Gewicht zu halten.

Dadurch fällt das Abnehmen spürbar schwerer, aber es ist nicht unmöglich.

Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion können also durchaus abnehmen, aber es erfordert besonders viel Mühe.

Eine sorgfältige Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion, beispielsweise durch Schilddrüsenhormone, kann das Abnehmen erleichtern.

Aber wenn zusätzliche Medikamente notwendig werden, wie beispielsweise Betablocker und Antidepressiva, wird das Abnehmen zusätzlich erschwert. Viele dieser Medikamente haben nämlich die Nebenwirkung, dass sie eine Gewichtszunahme fördern.

Symptome

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann nicht nur eine Gewichtszunahme bewirken, sondern zahlreiche andere unerfreuliche Symptome.

Nicht bei allen Betroffenen treten alle Symptome gleich stark auf. Bei manchen Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion kommt es nur zu wenigen der Symptome. Das gilt vor allem für Frauen über 40.

Hier eine Liste der typischen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion:

  • Gewichtszunahme
  • Depressionen
  • Müdigkeit
  • Leistungsschwäche
  • Niedriger Blutdruck
  • Niedrige Körpertemperatur
  • Ständiges Frieren
  • Verlangsamter Herzschlag (Bradykardie)
  • Herzinsuffizienz
  • Haarausfall
  • Trockene Haut
  • Verstopfung
  • Heisere Stimme
  • Zyklusstörungen
  • Eingeschränkte Libido
Wie man sehen kann, gibt es einige Symptome, die das Abnehmen noch zusätzlich erschweren, weil sie zur Bewegungsarmut führen, z.B. Depressionen, Müdigkeit, Leistungsschwäche.

Braunes Fett wird blockiert

Neue Forschungen haben gezeigt, dass eine Schilddrüsenunterfunktion offenbar die Aktivität des Braunen Fettes blockiert.

Das braune Fett ist kein Speicherfett, wie andere Arten von Fettgewebe, sondern ein hoch stoffwechselaktives Organ. Es sorgt dafür, den Körper zu erwärmen, wenn die Umgebung kalt ist.

Dabei wird eine Menge Energie (Kalorien) verbrannt.

Aktives braunes Fett kann also beim Abnehmen helfen. Je nach Kälte der Umgebung und Aktivität des braunen Fettes kann es im Jahr etwa 5 Kilogramm Körperfett verbrennen.

Doch bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist dieser bequeme Fettverbrennungs-Ofen lahmgelegt. Daraus folgt unter anderem verstärkte Gewichtszunahme und ständiges Frieren.

Außer durch Schilddrüsenhormone kann man das braune Fett auch mithilfe von Kältereizen wieder aktivieren.

Dazu gehören beispielsweise vorübergehender Aufenthalt in kühlen Räumen (16°), Radfahren auch bei kühlem Wetter, Schwimmen in kaltem Wasser usw.

Wenn das braune Fett wieder aktiv ist, kann es seine Arbeit als "Ofen" wieder aufnehmen und das überschüssige Fett verbrennen.

Ursachen

Für eine Schilddrüsenunterfunktion gibt es verschiedene Ursachen.

Die bekanntesten, von denen man in diesem Zusammenhang auch oft zuerst liest, ist eine angeborene Schwäche der Schilddrüse. Solch eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion tritt aber nur sehr selten auf.

Auch der oft erwähnte Jodmangel führt nur selten zu einer Unterfunktion der Schilddrüse. Zwar kann es zu einem Kropf kommen, dabei bleibt die Schilddrüse jedoch meistens ausreichend funktionsfähig.

Viel häufiger sind es ganz andere Ursachen, die eine Schilddrüsenunterfunktion bewirken. Diese Ursachen werden in älteren Textem zum Thema oft gar nicht erwähnt, was bei den Betroffenen dann zur Verwirrung führen kann.

Bei Frauen ab 40 kommt es häufig zu einer Schilddrüsenhormon-Resistenz, die durch das hormonelle Ungleichgewicht der beginnenden Wechseljahre ausgelöst wird.

Außerdem ist die Hashimoto-Thyreoiditis relativ häufig. Diese Autoimmunerkrankung hat häufig eine Schilddrüsenunterfunktion zur Folge.

Ferner können Depressionen die Entstehung einer Schilddrüsenunterfunktion begünstigen. Das kann zu einem fatalen Teufelskreis führen, denn eine Schilddrüsenunterfunktion bewirkt ihrerseits Depressionen. Schilddrüsenunterfunktion und Depressionen verstärken sich also gegenseitig.

Schilddrüsenhormon-Resistenz - Latente Hypothyreose

Vor allem in den Wechseljahren kommt es häufig zu einer Schilddrüsenhormon-Resistenz, die auch latente Schilddrüsenunterfunktion genannt wird.

Bei dieser Form der Schilddrüsenunterfunktion ist die Schilddrüse voll funktionsfähig und produziert ausreichend Hormone (T3 und T4).

Doch die Körperzellen reagieren nicht empfindlich genug auf die Schilddrüsen-Hormone.

Es kommt also zu den Beschwerden der Schilddrüsenunterfunktion oder zumindest einigen davon.

Resistenzen des Körpers können mit zahlreichen Hormonen auftreten, bekannt ist beispielsweise die Insulin-Resistenz, die ihrerseits beim Stoffwechsel und beim Abnehmen eine wichtige Rolle spielt.

Eine Schilddrüsenhormon-Resistenz kann man bei einer Blutuntersuchung daran erkennen, dass die eigentlichen Schilddrüsenhormone T3 und T4 in ausreichender Menge vorliegen. Das Schilddrüsen-Stimulierende-Hormon (TSH) liegt jedoch erhöht vor, denn der Körper versucht, die Hormonproduktion in der Schilddrüse anzukurbeln.

Verursacht wird eine Schilddrüsenhormon-Resistenz häufig durch eine Östrogen-Dominanz. Bei einer Östrogen-Dominanz liegt meistens ein Progesteron-Mangel zugrunde, sodass das Östrogen, relativ betrachtet, dominiert. Diese Dominanz kann sogar bei einem Östrogenmangel auftreten, nämlich dann, wenn der Progesteronmangel noch stärker ist. Solch eine Östrogen-Dominanz kann viele Beschwerden verursachen, eine davon ist eine Schilddrüsenhormon-Resistenz.

Zu Beginn der Wechseljahre kommt es bei den meisten Frauen zu einem ausgeprägten Progesteronmangel, lange bevor das Östrogen weniger wird. Daher kommt es auch zu einer Östrogendominanz und infolgedessen realtiv häufig zu einer Schilddrüsenhormon-Resistenz. Deshalb sind Frauen in den Wechseljahren besonders oft von einer Schilddrüsenhormon-Resistenz betroffen.

Weil der Schilddrüsenhormon-Resistenz keine Mangelproduktion an Schilddrüsen-Hormonen zugrunde liegt, sondern eine Verwertungsstörung dieser Hormone, sollte man nach Möglichkeit zunächst die Ursache der Erkrankung behandeln. Dazu eignen sich beispielsweise naturidentisches Progesteron, bevorzugt als Creme angewendet.

Wenn die Progesteron-Behandlung nicht ausreicht, kann man ergänzend Schilddrüsenhormone verabreichen. Dabei sollte mit niedrigen Dosierungen begonnen werden.

Siehe auch:

Hashimoto-Thyreoiditis

Eine Hashimoto-Thyreoiditis ist eine weitere häufige Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion.

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, das heißt, das Immunsystem bekämpft das körpereigene Gewebe, in diesem Fall das Schilddrüsengewebe.

Die Schilddrüse ist dadurch chronisch entzündet. Sie kann daher nicht richtig funktionieren und wird im Laufe der Jahre nach und nach zerstört.

Solch eine Hashimoto-Thyreoiditis ist relativ verbreitet. In Europa leiden beispielsweise etwa 10% der Bevölkerung unter einer mehr oder weniger schweren Form dieser Erkrankung. Bestimmte Bevölkerungsgruppen sind von der Hashimoto-Thyreoiditis überdurchschnittlich stark betroffen, beispielsweise Frauen, ab der Pubertät, nach Schwangerschaften oder in den Wechseljahren.

Zuerst schwillt die Schilddrüse häufig an, im späteren Verlauf schrumpft die Schilddrüse häufig, weil ihr Gewebe allmählich zerstört wird.

Anfangs kommt es häufig zu Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion, beispielsweise Bluthochdruck, Herzrasen, Gewichtsabnahme, Unruhe.

Im weiteren Verlauf der Krankheit treten jedoch meistens die typischen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion auf. Das Symptombild ist jedoch nicht immer einheitlich, das heißt, einige der Symptome können stärker ausgeprägt sein als andere.

Oft verläuft die Hashimoto-Thyreoiditis jedoch auch subklinisch, das heißt, man kann sie weder anhand der Blutwerte noch durch die typischen Symptome eindeutig feststellen. Es kann dann aber zu einigen der Symptome kommen, beispielswe zu Gewichtszunahme und Leistungsschwäche.

Die Neigung zu einer Hashimoto-Thyreoiditis wird vermutlich häufig vererbt, aber das bedeutet noch nicht, dass sie auch ausbricht.

Zu hohen Dosen Jod, beispielsweise bei einer Kontrastmitteluntersuchung, können die vorhandene Neigung zur Hashimoto-Thyreoiditis verstärken. Auch schwere Infektionskrankheiten können diese Neigung verstärken.

Zum Ausbruch kommt die Hashimoto-Thyreoiditis oft in Phasen hormoneller Umstellungen, beispielsweise Pubertät, Schwangerschaft, Geburt oder Wechseljahre.

Leider ist die eigentliche Hashimoto-Thyreoiditis bisher nicht heilbar.

Daher kann man nur die Symptome behandeln. Das erfolgt normalerweise durch die Gabe von Schilddrüsen-Hormonen als Medikament.

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Diagnose

Die Funktion der Schilddrüse wird zunächst mit einem Bluttest überprüft.

Hierbei geht es vor allem um drei Werte: T3, T4 und TSH.

Normale Schilddrüsen-Laborwerte

Die normalen Blutwerte für die Schilddrüse:
  • T3 (Trijodthyronin) 2,0 - 4,4 ng/l
  • T4 (Thyroxin) 9,3 - 17 ng/l
  • TSH 0,27 - 4,2 mIU/l

Die Normalwerte gelten für den Durchschnittsmenschen. In einzelnen Fällen können jedoch auch Werte, die noch im Normalbereich sind, schon zu niedrig oder zu hoch sein. Manche Fachautoren legen die Obergrenze für den TSH-Wert bei 2,5 mIU/l fest.

T3 und T4 sind die eigentlichen Schilddrüsen-Hormone. Wenn diese Werte zu niedrig sind, besteht eine Schilddrüsenunterfunktion.

TSH ist das Schilddrüsen-stimulierende-Hormon. Es wird von der Hypophyse hergestellt und regt die Schilddrüse dazu an, mehr Schilddrüsenhormone zu produzieren.

Wenn der TSH-Wert erhöht ist, bedeutet das, dass der Körper mithilfe der Hypophyse versucht, die Schilddrüse anzuregen, weil der Körper den Eindruck hat, es gäbe zu wenig davon.

Wenn trotz erhöhtem TSH-Wert die T3- und T4-Werte im Normalbereich liegen, dann besteht eine Schilddrüsenhormon-Resistenz (siehe oben).

Erweiterte Diagnosemöglichkeiten

Wenn die Blutuntersuchung erniedrigte Schilddrüsenhormon-Werte oder erhöhte TSH-Werte ergeben hat, dann ist es sinnvoll, die Situation gründlicher zu untersuchen.

Bei erhöhtem TSH-Wert bietet sich bei Frauen eine Untersuchung der Östrogenwerte und der Progesteronwerte an. Bei Männern können die Östrogen-Werte und die Testosteronwerte überprüft werden. So kann man einer Östrogen-Dominanz auf die Spur kommen und diese dann auch behandeln. Leider findet solch eine Untersuchung häufig nicht statt, sondern es werden ohne weitere Untersuchungen Schilddrüsenhormone verschrieben. Es kann möglicherweise auch passieren, dass man die Untersuchung der Geschlechtshormone selbst bezahlen muss. Beim Frauenarzt ist die Wahrscheinlichkeit wohl höher, dass die Kasse die Kosten für die Untersuchung übernimmt.

Bei einer echten Schilddrüsenunterfunktion, also bei erniedrigten T3- und/oder T4-Werten sollte untersucht werden, ob eine Hashimoto-Erkrankung vorliegt.

Dazu können weitere Blutuntersuchungen stattfinden, bei denen nach Antikörpern gegen die Schilddrüse und ihre Produkte gefahndet wird.

Folgende Werte können ermittelt werden:

  • TPO-AK: Thyreoperoxidase-Antikörper
  • MAK: Mikrosomale Antikörper
  • TG-AK: Antikörper gegen Thyreoglobulin
Wenn diese Werte erhöht sind, deutet das auf eine Hashimoto-Erkrankung hin.

Außerdem kann die Schilddrüse per Ultraschall untersucht werden.

Eine Biopsie des Schilddrüsengewebes kann die Situation abschließend klären.

Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion

Damit man trotz Schilddrüsenunterfunktion abnehmen kann, sollte die Schilddrüsenunterfunktion möglichst optimal behandelt werden. Das gelingt am besten mithilfe eines Facharztes für Hormonkrankheiten, einem Endokrinologen.

Schilddrüsen-Hormone

Die übliche Behandlung einer Schilddrüsenutnerfunktion ist die Gabe von Schilddrüsenhormonen.

Diese werden meistens als Tablette eingenommen.

Zuerst beginnt man mit einer niedrigen Dosis und überprüft nach einer Weile erneut die Blutwerte. Bei Bedarf wird die Dosis der Hormone dann erhöht.

Es ist wichtig, dass man nicht zu viel Schilddrüsenhormone gibt, denn sonst kann es unter anderem zu Herzrasen, Bluthochdruck und Unruhe kommen. Daher muss die Einstellung der Dosis sehr sorgfältig vorgenommen werden.

Wenn alles günstig verläuft, normalisiert sich der Stoffwechsel durch die Gabe der Schilddrüsenhormone

Progesteron

Bei einer Schilddrüsenhormon-Resistenz sollte man auch mit Progesteron behandlen, sofern eine Östrogendominanz besteht. Dazu eignet sich besonders gut eine Progesteron-Creme.

Am besten gibt man das Progesteron bevor man die Schilddrüsenhormone gibt, denn durch das Progesteron wird die benötigte Dosis an Schilddrüsenhormonen verringert. Häufig braucht man auch gar keine Schilddrüsenhormone mehr, wenn die Östrogendominanz erfolgreich behandelt werden kann.

Die Behandlung mit Progesteron bei latenter Schilddrüsenunterfunktion (Schilddrüsenhormon-Resistenz) ist jedoch nicht allgemein üblich. Normalerweise werden nur Schilddrüsenhormone gegeben, ohne die Situation der Geschlechtshormone zu berücksichtigen.

Wenn man Pech hat, kann es zeitraubend sein, einen Arzt zu finden, der die Zusammenhänge zwischen Geschlechtshormonen und Schilddrüsenhormonen berücksichtigt und die Behandlung daraufhin abstimmt.

Zur Behandlung der Östrogen-Dominanz wäre es zudem wichtig, auf die Einnahme der Pille als Verhütungsmittel zu verzichten und auch eine eventuelle Hormon-Ersatz-Therapie in den Wechseljahren in Frage zu stellen.

Bluthochdruck-Medikamente - Betablocker

Viele Schilddrüsen-Patienten bekommen durch die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen Bluthochdruck.

Das liegt daran, dass der Körper oft nicht gleichmäßig auf die Schilddrüsenhormone reagiert, insbesondere bei Schilddrüsenhormon-Resistenz.

Der Blutdruck kann manchmal so stark ansteigen, dass eine Behandlung unbedingt erforderlich ist.

Betablocker, die häufig gegen Bluthochdruck verabreicht werden, fördern jedoch relativ oft eine Gewichtszunahme. Dadurch wird der verschlankende Effekt der Schilddrüsenhormone wieder zunichte gemacht.

Außerdem fördert vermehrtes Fett, insbesondere das Bauchfett, den weiteren Anstieg des Blutdrucks. Es handelt sich also um einen Teufelskreis.

Um die unerwünschte Nebenwirkung der Betablocker-Behandlung zu vermeiden, kann man mehrere Ansätze versuchen. Es kann schon helfen, wenn man dank der Maßnahmen geringere Mengen Betablocker braucht, um den Blutdruck in akzeptable Bereiche zu bringen.

Zunächst kann man versuchen, ob man mit einer niedrigeren Dosis Schilddrüsenhormone auskommt und ob bei einer niedrigeren Hormondosis der Blutdruck wieder sinkt.

Wenn man eine Schilddrüsenhormon-Resistenz hat, ist es in dieser Situation umso wichtiger, dass man eine eventuelle Östrogen-Dominanz mithilfe von Progesteron behandelt. Dann kommt man mit weniger Schilddrüsenhormonen aus und der Blutdruck muss nicht so stark ansteigen.

Mistel-Tee ist ein Klassiker der natürlichen Bluthochdruck-Behandlung. In schweren Fällen reicht der Misteltee zwar nicht aus, um den Blutdruck ausreichend zu senken. Aber er kann zur Senkung beitragen, sodass man weniger Betablocker braucht.

Viel Bewegung kann den Blutdruck senken. Schon eine halbe Stunde Sport an drei Tagen in der Woche kann hier nennenswerte Verbesserungen bringen. Noch bessere Ergebnisse erzielt man mit noch deutlich mehr Sport. Das hilft dann auch beim Abnehmen.

Auch ausreichend Wasser trinken, kann beim Senken des Blutdrucks helfen. Durch die ausreichende Flüssigkeitsversorgung müssen die Blutgefäße nämlich nicht mehr unter starkem Druck gehalten werden, um alle Bereiche des Körpers mit Flüssigkeit zu versorgen. Reichliche Wasserzufuhr fördert übrigens auch die Ausscheidung von überschüssigem Gewebswasser und hilft dank dieser diuretischen Wirkung gegen Ödeme.

Bei der Ernährung sollte man unter anderem darauf achten, eher salzarm zu essen. Viele Menschen mit Bluthochdruck reagieren positiv auf eine salzarme Ernährung, das heißt ihr Blutdruck sinkt dadurch. Mit der Salzarmut sollte man es jedoch nicht übertreiben, denn Salz ist auch lebensnotwendig. Vor allem wenn man viel Wasser trinkt, braucht man auch eine angemessene Salzversorgung. Fertigmahlzeiten und Essen im Restaurant sind jedoch meistens zu salzig für die Gesundheit.

Mit Entspannungstechniken wie Yoga oder Autogenes Training kann man stressbedingten hohen Blutdruck häufig etwas senken.

Ferner kann es auch helfen, andere Medikamente gegen Bluthochdruck auszuprobieren, wenn man vom aktuell verwendeten Mittel Übergewicht bekommt. Manchmal hilft es schon, einen anderen Beta-Blocker-Wirkstoff einzusetzen. Man könnte es aber auch mit anderen Wirkstoffgruppen, beispielsweise ACE-Hemmern versuchen.

Antidepressiva

Häufig geht eine Schilddrüsenunterfunktion mit Depressionen einher.

Da sich beide Erkrankungen gegenseitig begünstigen, kann man oft nur schwer sagen, welche Krankheit die ursprüngliche Haupterkrankung und welche die Folgeerkrankung ist. Die Krankheit, die man von beiden zuerst bemerkt und diagnostiziert ist nicht immer die Ursprungserkrankung.

So kann es beispielsweise passieren, dass schon längere Zeit eine Depression erkannt und behandelt wurde, ohne dass die Schilddrüsenunterfunktion entdeckt wurde. Das kommt leider relativ häufig vor, weil die verschiedenen ärztlichen Disziplinen nicht sehr eng zusammenarbeiten. Das hat zur Folge, dass viele Psychiater oder Psychologen nicht wissen, dass Depressionen und Schilddrüsenunterfunktion oft zusammenauftreten. Häufig ist die Schilddrüsenunterfunktion auch die einzige echte Ursache für die Depression.

Das heißt, dass es in etlichen Fällen ausreichen würde, die Schilddrüsenunterfunktion zu behandeln und die Depression würde verschwinden.

Doch der behandelnde Arzt der Depression kann es sich kaum leisten, die Antidepressiva abzusetzen, denn damit ist immer das Risiko eines erneuten Depressions-Schubes verbunden. Also werden die Antidepressiva weiterhin genommen.

Auch umgekehrt kann es vorkommen, dass zuerst die Schilddrüsenunterfunktion bemerkt und behandelt wird, aber die Behandlung wirkt nicht gut genug, um die Depressionen ausreichend zu lindern. Dann werden Antidepressiva zusätzlich verordnet.

Die heutzutage gängigen Antidepressiva (z.B. SSRI) helfen zwar erstaunlich gut gegen Depressionen, aber die meisten machen dick. Das betrifft zwar nicht alle Behandelten, aber einen hohen Prozentsatz. Manchen Ärzten ist die Gewichtszunahme durch die Antidepressiva gar nicht bewusst, oder sie nehmen es billigend in Kauf, was bei schweren Depressionen ja auch angemessen ist.

Wenn der Hauptgrund für die Gesamtbehandlung (Schilddrüsenunterfunktion usw.) das Übergewicht ist, sollte man also versuchen, mit möglichst wenig Antidepressiva auszukommen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass man unglücklich bleiben soll, ganz im Gegenteil.

Es gibt zahlreiche Alternativmöglicheiten, mit denen man Depressionen behandlen kann. Diese Möglichkeiten werden nicht in jedem Fall die Antidepressiva überflüssig machen, aber es kann schon helfen, wenn man mit geringeren Dosen auskommt.

Eine beliebte pflanzliche Alternative zu Antidepressiva ist das Johanniskraut. Es ist im Allgemeinen gut verträglich und hilft gegen leichte und mittelschwere Depressionen. Doch es kann Wechselwirkungen mit etlichen anderen Medikamenten zur Folge haben. Die Wirkung einiger Antidepressiva wird durch Johanniskraut verstärkt, was man bei der Dosierung beachten sollte. Wegen der zahlreichen möglichen Wechselwirkungen ist es wichtig, den Beipackzettel aufmerksam zu lesen, bevor man mit der Einnahme beginnt.

Eine lindernde Wirkung bei Depressionen hat auch viel Licht in Tageslichtfarbe. Daher hilft der Aufenthalt an der frischen Luft und spezielle Lampen.

Wichtig ist auch regelmäßige Bewegung, denn durch die Muskelaktivität werden zahlreiche glücklich machende Substanzen ausgeschüttet.

Abnehmen trotz Schilddrüsenunterfunktion

Sobald die Schilddrüsenunterfunktion erfolgreich behandelt wird, müsste das Abnehmen eigentlich ganz von selbst passieren - wünscht man sich als Betroffener.

Bei manchen Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion funktioniert das sogar, vor allem wenn sie jung sind oder vorher nur sehr langsam zugenommen haben.

Aber die Meisten müssen sich trotz erfolgreicher Behandlung ernsthaft bemühen und ihre Lebensweise umstellen, um erfolgreich abnehmen zu können. Schließlich fällt das Abnehmen auch gesunden Menschen schwer, vor allem, wenn sie über 30 oder gar über 40 sind.

Der Vorteil der erfolgreichen Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion liegt darin, dass Abnehmen jetzt möglich ist und sich die Mühe mit Ernährungsumstellung und Sport lohnt.

Das eigentliche Abnehmvorhaben gestaltet sich bei Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion nicht anders als bei anderen Menschen.

Es gibt also keine spezielle Diät zum Abnehmen bei Schilddrüsenunterfunktion.

Damit der Stoffwechsel nicht durch das Abnehmvorhaben heruntergeregelt wird, ist es ganz wichtig, nur langsam abzunehmen.

Crashdiäten mit schnellem Abnehmerfolg und starker Kalorienreduktion sind verboten. Sonst kommt man in den Hungerstoffwechsel und hat dadurch eine neue Abnehmblockade geschaffen.

Zur Aktivierung des Stoffwechsels ist viel Bewegung wichtig.

Ernährung

Bei der Ernährung gelten die generellen Ernährungsgrundsätze zum Abnehmen, beispielsweise:
  • Ernährung dauerhaft umstellen - keine Diät
  • Viel Obst und Gemüse (nach Verträglichkeit)
  • Kohlenhydrate reduzieren
  • Fette reduzieren
  • Eher eiweißbetont essen
  • 3 Mahlzeiten täglich
  • Bei den Mahlzeiten satt essen (aber nicht vollstopfen)
  • Vor den Mahlzeiten leicht hungrig sein
  • Süßigkeiten und Snacks meiden
  • Süße Softdrinks meiden
  • Unverdünnte Säfte meiden
  • Reichlich Wasser oder Kräutertee trinken
  • ....

Sport / Bewegung

Viel Bewegung ist besonders wichtig, wenn man trotz Schilddrüsenunterfunktion erfolgreich abnehmen will.

Durch viel Bewegung und Sport kann man nämlich einerseits den geringen Kalorienverbrauch spürbar erhöhen.

Konsequenter Muskelaufbau durch Krafttraining kann sogar den Grundumsatz erhöhen, sodass man rund um die Uhr mehr Kalorien verbraucht.

Außerdem hilft Sport und insbesondere der Aufbau von Muskelmasse gegen zahlreiche Beschwerden, die das Abnehmen unnötig schwer machen.

Der Blutdruck wird stabilisiert, das Herz gestärkt und Depressionen gemindert. Außerdem funktionieren die Hormondrüsen wieder besser, weil sie besser durchblutet werden. Das hat zur Folge, dass von selbst wieder mehr Schilddrüsenhormone produziert werden können. Das gesamte Beschwerdebild der Schilddrüsenunterfunktion wird also gelindert.